Tonnenschwerer Sarkophag-Deckel schloss sich über der Königin der Herzen

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Hunderte von Magdeburger drängten sich am 22. Oktober im Dom, um den Titan-Silber-Sarg mit den sterblichen Überresten von Königin Editha im offenen Sarkophag zu betrachten. Sie wollten zur erneuten Bestattung von der Königin der Herzen, wie sie bis heute hier verehrt wird, Abschied nehmen. Anschließend wurde der Sandstein-Sarkophag wieder mit dem tonnenschweren Deckel vielleicht für immer verschlossen.

Weitere zahlreiche Magdeburgern sowie Vertreter von Wissenschaft, Politik und Kultur nahmen im Magdeburger Dom an dem ökumenischen Festakt teil, bei dem die Gebeine der Königin Editha wiederbeigelegt wurden. Nach dem sensationellen Fund der Überreste der Königin fand damit ein historisches und emotionales Kapitel der Domgeschichte seinen vorläufigen Abschluss.

Bewegende Abschiedsworte für die Königin der Herzen fanden Sachsen-Anhalts Kultusministerin Prof. Dr. Birgitta Wolff, Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper sowie der Gesandte des Königreiches Großbritannien, Andrew James Noble. Er verwies auf die engen Bande, die mit der Heirat durch Otto I. mit Editha zwischen den Ottonen und dem englischen Königshaus geknüpft wurden. Für die Domgemeinde sprach die Vorsitzende des Kirchgemeinderates, Dr. Bettina Büttner. Im Anschluss hielten Landesbischöfin Ilse Junkermann und Bischof Dr. Gerhard Feige eine Andacht. Die musikalische Umrahmung gestalteten das Magdeburger Vocalconsort „Labia vocalia“ und der Chor der Britischen Botschaft aus Berlin.

Viel Aufmerksamkeit erhielt der Fachvortrag von Prof. Dr. Harald Meller, Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie. Seit 2006 werden archäologische Forschungsgrabungen des Landes Sachsen-Anhalt im Magdeburger Dom durchgeführt. Im Herbst 2008 war unvermutet im Sandstein-Sarkophag der Königin Editha ein Bleisarg entdeckt worden. Laut Inschrift sollte darin Königin Editha ruhen.

Inzwischen haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass es sich mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ um die sterblichen Überreste von Editha handelt. Die englische Königstochter war im Alter von 19 Jahren von Wessex nach Magdeburg gekommen, um Otto den Großen zu heiraten. Von ihm erhielt sie Magdeburg als Morgengabe. Erst 36 Jahre alt starb sie im Jahre 946.

Edithas Bleisarg aus dem Mittelalter war im vergangenen Jahr ein prominentes Exponat der Ausstellung „Aufbruch in die Gotik“, die anlässlich des 800-jährigen Domjubiläums im Kulturhistorischen Museum Magdeburg gezeigt wurde.

Der „moderne“ Sarg, in dem Editha wiederbeigelegt wurde, ist ein Zeugnis aus unserer Zeit. Das Kunstwerk der Bildhauerin Kornelia Thümmel (Dresden) ist aus einem von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt ausgeschriebenen Wettbewerb hervorgegangen. Das vieleckige filigrane Behältnis – innen Titan und außen Feinsilber – ähnelt einem Kristall. Auf der einen  Seite des Sarges befindet sich ein schlichtes Kreuz, auf der anderen die Inschrift: „Dieser Sarkophag enthält die sterblichen Überreste der Königin Editha, Gattin Ottos des Großen, erneut beigesetzt Anno Domini 1510, wiederentdeckt durch archäologische Ausgrabungen im Jahre 2008 und nun abermals bestattet im Jahre 2010.“

Der geöffnete Bleisarg von Königin Editha (910-946), so wie ihn die Archäologen im Herbst 2008 im Magdeburger Dom vorfanden. Danach wurden in den vergangenen Monaten Knochen, Zähne, Textilien und andere organische Materialien unter anderem in Bristol, Großbritannien, untersucht. aspekt berichtete darüber, war mit vor Ort.

Foto: dpa/Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

 

Der neue Sarg für Königin Editha. Innen Titan, außen Feinsilber und insgesamt ein Kunstwerk: Der neue Sarg für Königin Editha, Gemahlin von Otto dem Großen, soll auch in mehreren hundert Jahren noch beeindrucken. Die in Dresden lebende Bildhauerin Kornelia Thümmel, Gewinnerin eines eigens dafür ausgeschriebenen Kunstwettbewerbes, hat eine würdevolle Ruhestätte für die Gebeine der Königin geschaffen. Editha wird in einem vieleckigen filigranen Sarg ruhen, dessen Form einem Bergkristall ähnelt.

Foto: dpa/Kulturstiftung Sachsen-Anhalt